Der Radladen Mannheim Erfahrungsbericht

„Der Radladen Feedback“ oder „wie können kleine Geschäfte mit den Online Riesen konkurrieren“

Vorwort

Das soll der Titel des heutigen Blog Beitrages sein. Wer mich kennt, weiß, dass ich quasi alles online einkaufe, von Kühlschank über Tesa Film bis zu Müsli, alles wird bei den bekannten online Riesen eingekauft. Nicht so jedoch bei meinem letzten Fahrrad. Daher möchte ich hier meine Gedanken und Erfahrungen teilen.

Vor ca. einem halben Jahr, nach langen Monaten der Recherche im Internet, lesen zahllosen Blogs und Foren war die Entscheidung getroffen, ein neues Fahrrad wird den Fuhrpark erweitern. Die nächste Entscheidung war Online vs. Stationärer Handel. Viele der Fahrradgeschäfte in der Umgebung fallen aufgrund der begrenzten Kompetenz oder Willen, auch mal ein Fahrrad zu bauen, welches nicht Schema-F entspricht aus dem Raster. Durch eine Suche nach Händlern, die den gewünschten Hersteller (Surly) führen kam ich dann auf das Fachgeschäft „der Radladen“ in Mannheim.

Die Facebook Seite und der Blog werden rudimentär geführt, was aber ersichtlich ist, viele der aufgebauten Fahrräder sind nicht von der Stange, sehr vielversprechend. Also kurzentschlossen eine Mail mit meinen Wünschen und Teile-Listen rausgehauen um zu sehen ob und welche Antwort kommt. Es hat nur ein paar Stunden gedauert bis als Antwort sinngemäß kam „hört sich cool an, aber komm doch besser mal vorbei das wir drüber reden können“.

Planung

An dieser Stelle sei gesagt das ich durchaus Ahnung von Fahrrädern habe, jedoch meine Zeit lieber mit fahren als schrauben verbringe. Einige Teile des Fahrrades waren quasi fix, wie z.b. der Scheinwerfer oder der Rahmen, andere Dinge wie der Lenker oder Antrieb ware nur grob umrissen (Rennrad Lenker, 11 Gänge).

Gesagt getan, ein paar Tage später nach Mannheim gefahren und nach Betreten des Ladens die erste positive Überraschung. Was im Ausstellungsraum / Werkstatt an Fahrrädern steht, wäre in den meisten anderen Geschäften in der Ecke als „Spezial“ mit viel Staub, hier jedoch dreht sich alles um das spezielle. Cyclocross, Gravel, Randonneur, Lastenräder, Falträder – alles Alltag und keine Ausnahme – herrlich.

Beratung

Also dann los, Lars (Geschäftsführer) kurz erklärt, dass die Mail von mir kam „Ah ja, Projekt Ogre“ und wir begannen, jeden einzelnen Aspekt des Fahrrades zu besprechen. Ich beschrieb wozu ich das Fahrrad nutzen will und was ich mir vorstellen könnte, er fügte seine Erfahrung zu einzelnen Komponenten aus den zig Rädern die er schon aufgebaut hatte zu dem Gesamtkunstwerk hinzu, so dass wir nach ca. einer geschlagenen Stunde eine ausgewogenen Liste hatten, aus was das Fahrrad entstehen sollte. Da einige der Teile nicht so schnell zu liefern waren (in der Natur der Sache darf man da nicht erwarten alles auf Lager vorfinden zu können“ wurde als Zeitrahmen ca. vier Wochen vereinbart, bei dem aber Zwischenschritte vorgesehen waren, bei denen dann z.b. der Sattel und die Sattelstütze und Lenker am finalen Rahmen angepasst wird.

Übergabe

Diese Anpassungen wurden dann auch gemacht und nach vier Wochen konnte ich das Fahrrad in Empfang nehmen. Bei Übergabe wird eine Probefahrt gemacht und Sattel und Lenker nochmal genau an den Fahrer angepasst. Das Fahrrad war genau nach meinen Wünschen aufgebaut und die Teile passen perfekt zusammen, es ist jedoch zu beachten, dass kein Rad den Radladen verlässt ohne den Hinweis auf eine im Preis enthaltenen Inspektion ca. 4 Wochen später. Dort werden dann nochmal Schrauben nach gezogen, der Sitz der Speichen kontrolliert und einfach sicher gestellt, dass das Fahrrad weiterhin Freude bereitet.

4000 km später

Mittlerweile habe ich auf dem Fahrrad gute 4000 km verbracht und wage mein Fazit. Ich hätte zwar einige der Komponenten (nicht alle) online günstiger bekommen können. Womöglich hätte ich Komponenten auch schneller bekommen können, wenn ich die Auswahl der Online Händler darauf eingeschränkt hätte.
Was ich online jedoch nicht bekomme, ist die Beratung und Erfahrung in der Abstimmung der Komponenten untereinander. Das lässt sich auch schwerlich durch Foren und Blogs ersetzen, da es sich meist um Einzelstücke als Gesamtwerk handelt und der Teufel dann im Detail liegt, bei dem einen passt die ausgewählte Kurbel, der nächste hat vllt einen Rahmen eine Nummer größer und schon passt die Kurbel nicht mehr – schon hat man den Ärger und Frust. Da fahre ich doch lieber mit einem mit Sach-Kenntnis geplanten und aufgebauten Fahrrad.

Fazit

Der stationäre Handel kann also durchaus gegen Online punkten. Das geht vor allem durch Service und Alleinstellung auch Einzelwünsche bedienen zu wollen. Dieser Service muss natürlich auch eingepreist werden, wer ein Fahrrad für 499 Euro kaufen möchte, darf keinen solchen Service erwarten. Ich würde mir wünschen, dass mehr Geschäfte ihre Nische finden und sich dort zu Experten entwickeln, statt ein möglichst breites Publikum bedienen zu wollen. Auch verwechseln oder vermischen einige die Tätigkeit eines Händlers mit einem Mechaniker, beide Tätigkeiten erfordern unterschiedliche Fähigkeiten, und nicht jeder Händler ist ein guter Mechaniker und umgekehrt. Kunden, die jedoch einen fähigen Mechaniker suchen, der durch seine Fachkenntnis verkauft ist im Radladen in Mannheim bestens aufgehoben.