Wer kennt wen …

Wer-kennt-wen

… oder das Aufstreben eines neuen sozialen Netzes. So neu wie gedacht ist der Grundgedanke jedoch nicht. Einjeder kennt die Situation in einer Konversation mit neuen Bekannten die aus dieser oder jener Ecke kommen stellt man die Frage „Kennst du Person x oder y, die müsste auch aus der Ecke kommen“. In den seltensten Fällen wird die Frage positiv beantwortet. Nun macht sich seit einiger Zeit das soziale Netzwerk „wer-kennt-wen.de“ auf, diese Netz an Bekanntschaften zu digitalisieren und für jeden einsehbar zu machen. Nach einem Gespräch kann gemütlich vor dem heimischen PC nachgeprüft werden, über welche anderen Personen man die neue Bekanntschafft noch zu erreichen wäre, selbstverständlich wird sogleich auch eine „kennst du mich“ Anfrage gestellt.

Hauptantrieb der Seite ist der Sammel- und Profilierungswunsch der breiten Masse. Jeder möchte durch die Zahl seiner Bekanntschaften zeigen, wie beliebt, sozial eingebunden und bekannt er ist. Personen mit mehreren Tausend Bekanntschaften sind hierbei keine Seltenheit. Der Vorteil gegenüber auf spezielle Nutzerschaft bezogenen sozialen Netzwerken wie die Studentenseite studivz.net, das Schülerportal schuelervz.net oder das Geschäftsportal xing.com ist die Zielgruppe von „wkw“: jeder gehört zur Zielgruppe. So kann es durchaus passieren das man eine Anfrage von seinem Grundschullehrer oder der Sandkastenbekanntschaft bekommt. Besonders die Gruppe 30+ scheint Gefallen an der Seite gefunden zu haben, die technisch gesehen nichts neues bringt. Eine durchschnittliche Blogfunktionalität, eine unterirdisch schlecht wirkende Galeriefunktion, die obligatorischen Bildmarkierungen, es wirkt doch alles sehr zusammengewürfelt. Das schadet dem Wachstum jedoch nicht, da die Seite nicht wegen diesen Funktionen genutzt wird.

Enstanden ist die Seite laut Betreiber im August 2006 an der Uni Koblenz als Idee entstanden, von dort breitete sich die Seite durch Bekannte nach dem selben Prinzip wie heute aus: Bekannte einladen damit das eigene soziale Netzwerk größer erscheint.
Neue Leute kennenlernen, das soziale Geflecht vergrößern ist indess theoretisch zwar möglich, praktisch aber nicht relevant, Nachrichten ohne bestehenden Bezug fallen verständlicherweise negativ auf und führen bei weiblichen Mitgliedern zu Belästigungen, wie in diversen Foren zu lesen ist.

Eine vergleichbare Seite ist vor einiger Zeit in München gestartet. Die Lokalisten haben mit imenser Medienpräsenz versucht die Seite vorran zu treiben, die Nutzerzahlen und Wachstumsprognosen sprechen dabei aber für wer-kennt-wen.de.
Die Möglichkeiten für kommerzielle Zwecke bei geschätzen 1,5 Millionen Mitgliedern inclusive deren Profilen weckt auch bei Großkonzernen Begehrlichkeiten, so verleibte sich die RTL Group 49 % von wer-kennt-wen ein. Pro7 besitzt Anteile an lokalisten und der Holtzbrinck ist die geldgebende Kraft im VZ Universum (schuelerVZ, studiVZ, meinVZ). Das Potential ist unbestritten da, die Art und Weise jedoch nicht die feine englische Art. WKW blendet personenbezogene Werbung ein, ermöglicht zwar diese auf allgemeine Werbung umzustellen, jedoch wäre der umgekehrte Weg der für Nutzer unbedenklichere. Nur bei aktiver Zustimmung sollte personenbezogene Werbung eingeblendet werden.

Drei große Konzerne tragen im Stile von Gutsherren eine Schlacht aus, die Ritter sind die Seitenbetreiber und am Ende entscheiden die Benutzer im Stile von Bauern den Ausgang, wer das Feld als Sieger verlassen wird.